Gemeinsam Wohnen am Eichenweg
Im Rahmen der für das Jahr 2022 geplanten Landesgartenschau in Bad Neuenahr-Ahrweiler wurde im März 2018 von der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler ein Grundstück direkt an der Ahr für die Errichtung einer Muster-Wohnhaussiedlung in Holzbauweise im Rahmen einer Konzeptvergabe angeboten. Anlass dafür war das vor knapp 30 Jahren von uns geplante danebenliegende und für die damalige Zeit extrem innovative Holzbauprojekt „Gemeinsam Wohnen am Eichenweg“, das vielfach veröffentlicht und mit Preisen ausgezeichnet worden war. Mit dem neuen Projekt sollte nun zeitgemäß der heutige Standard nachhaltigen Bauens im Holzbau an diesem Standort dokumentiert werden. Diese Herausforderung annehmend haben sich die Architekten des alten Projektes zusammen mit einem Bauträger für die Realisierung dieses neuen Projektes beworben.
Nachhaltiges und CO²-neutrales Bauen und Wohnen in Holzbauweise
Geplant war der Bau von zwei dreigeschossigen Mehrfamilienhäusern mit jeweils acht Wohnungen sowie von sechs ahrseitig vorgelagerten, nicht unterkellerten Einfamilienhäusern in einer Kettenbauweise. Eine gemeinsame Tiefgarage unter dem MFHs sollte für ein autofreies Quartier sorgen.
Zum Zeitpunkt der Flutkatastrophe am 14.07.2021 waren die Tiefgarage und die Treppenhäuser in Massivbauweise im Rohbau fertiggestellt, und das östliche der zwei Mehrfamilienhäuser in Holztafelbauweise weitgehend aufgestellt. Die Tiefgarage lief voll, und der Wasserstand erreichte kurzzeitig die Unterseite der Brettsperrholzdecken des Erdgeschosses.
In der Folge der Flut wurde die wasserrechtliche Zustimmung zum Bauvorhaben durch die SGD-Nord zurückgezogen. Aufgrund des schon vorgerückten Bautenstandes und vor dem Hintergrund des Nachweises ausreichenden Retentionsvolumens in der im Flutfall volllaufende Tiefgarage, wurde später für die Realisierung der Mehrfamilienhäuser die Zustimmung erteilt. Die Einfamilienhäuser konnten nicht realisiert werden.
Die Sanierung des bereits aufgestellten Mehrfamilenhauses erfolgte dadurch, dass die Außen- und Innenwände des Erdgeschosses bis auf das Ständerwerk und erforderliche Aussteifungen rückgebaut wurden. Das Ständerwerk wurde zur Säuberung trockeneisgestrahlt und getrocknet. Das bereits erstellte Obergeschoss konnte komplett erhalten bleiben.
Um die Gebäude zukünftig vor einem Hochwasser in Höhe des neu festgelegten HQ 100 zu schützen, wurden die Sockelbereiche hinter der Außenschalung bis zu einer Höhe von 80 cm abgedichtet. Die Fenster- und Türbereiche können durch in der Tiefgarage gelagerte Aluminiumschotts abgedichtet werden. Die Tiefgarage als Retentionsvolumen ist vom Kellergeschoss der Häuser druckwasserdicht abgedichtet.
Für die Sanierung und Ertüchtigung für den Hochwasserschutz erwies sich der Holzbau als sehr geeignete Bauweise, da weitgehend auf Verbundmaterialien verzichtet worden war, und Konstruktionsänderungen auch nachträglich leicht durchführbar sind.
Fotos: Peter Specht